Rassismus und Community

Ein Vorwort von Zhu, Maike, Christina, MengMeng

Ausgabe 3

Illustration von Christina Zhu

Wir stehen in Solidarität mit und hinter den Menschen, die Diskriminierung erfahren, und im Widerstand sind.

Wir erinnern an alle, die durch Rassismus getötet wurden.

Diese Ausgabe ist ein Versuch, einen persönlichen Einblick in unsere Lebenswelten zu veröffentlichen und zu teilen. Es ist das Sichtbarmachen von Verletzungen, Verwundbarkeit, Unsicherheiten, Berührungen, Begegnungen, Freund*innenschaft und Solidarität.

Es sind Realitäten, die uns alle berühren, und damit stand das Thema der dritten ZhongDe Ausgabe sofort fest: Community und Rassismus. Alle Teilnehmenden waren sich einig, doch gerade wegen dieser Einigkeit gestaltete sich die Suche nach den “richtigen” Worten als schwierig. So viel gäbe es zu Community und Rassismus zu sagen, so viele unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen, mitzudenken und zu repräsentieren. Achtet daher bitte beim Lesen auf die Triggerwarnungen vor den jeweiligen Beiträgen und seid gut zu euch selbst.


Die Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus erfordert immer auch eine Reflektion mit unseren Privilegien. Als chinesisch-deutsche Autor*innen und Illustrator*innen unterscheiden sich unsere Erfahrungen von denen, die andere BIPoC machen. Und auch innerhalb des Teams kommen verschiedene Lebensrealitäten zusammen: manche, die eher dem gesellschaftlich normativen Bild entsprechen und manche, die einen anderen Entwurf verfolgen.


Projekte wie ZhongDe stehen nicht im Vakuum, sondern verorten sich immer im politischen und gesellschaftlichen Kontext. Der existierende Rechtsruck mit rassistischen, klassistischen, antisemitischen, ableistischen, antimuslimischen, queerfeindlichen Strukturen in Europa und darüber hinaus stellt für Menschen, die Diskriminierungen erfahren, täglich eine Gefahr dar.

Wir sehen, dass unsere Wissensstände unvollständig sind und unsere Gefühlsräume nicht alles abbilden. Diese Ausgabe ist für uns kein abgeschlossenes Kapitel. Wir haben uns dazu entschieden, etwas für uns bisher Neues zu wagen. Die Stimmen, die sich zu diesen beiden Themenschwerpunkten in unserem Magazin äußern, sollen noch vielfältiger und differenzierter werden. Wir konzipieren ZhongDe Vol. 3 als offene Ausgabe, die Eure Erfahrungen und Erlebnisse mit einbinden möchte und die nach Verbindung sucht. So wie wir nach Verbindungen suchen, um uns gegenseitig zu stärken und voneinander zu lernen.


ZhongDe ist wie bisher ein Projekt, bei dem alle Beteiligten unentgeltlich und in ihrer Freizeit je nach ihren Kapazitäten arbeiten. Umso mehr freuen wir uns, dass wir Euch neue Teammitglieder und ihre Beiträge vorstellen dürfen.

Mit den Texten, Essays, Illustrationen und einem Comic springen wir also in einen derzeitigen Ist-Zustand, der das Unfertige und Nochnichtveröffentlichte aufnimmt, der digitale Radiergummispuren mitdenkt. Es ist ein Werk im Entstehen, welches noch nicht alle Themen, die wir behandeln wollen umfasst — und dennoch will es in der Entstehung gesehen werden. Denn es enthält Aspekte, die bisher nicht ausreichend beleuchtet worden sind.

Das weitere Entstehen soll mit euch gemeinsam entstehen, um die Komplexität unserer Realitäten, die Community und Rassismus betreffen, greifbarer zu machen.

Diese Komplexität ist eine dynamische, wachsende Liste

  • Rassismus gegen Schwarze Menschen

  • Colourism innerhalb der Community

  • antimuslimischer Rassismus

  • Queerfeindlichkeit

  • chinesisch-deutsche Geschichte und deutsche Kolonialgeschichte in China

  • chinesisch-deutsche Community im Kontext der asiatischen Diaspora

  • Migrationserfahrungen aus der chinesischen Community

  • anti-chinesische Narrative in deutschen Medien und im Kulturbetrieb

  • anti-chinesische Pogrome in den USA (1871)

  • asiatischer Widerstand

  • Intersektionalität

  • Austausch unter den Generationen

  • Empowerment

  • Solidarität der chinesisch-deutschen Community mit anderen BIPoC Communities


Sofern Ihr Euch der chinesischen Diaspora im deutschsprachigen Raum zugehörig fühlt, schreibt uns an zhongdemagazin@gmail.com oder kontaktiert uns via Instagram. Teilt Eure Gedanken mit uns, weitere Beiträge sind auf jeden Fall willkommen.

Danke und in Zärtlichkeit verbunden,
Euer ZhongDe Team

Li Cheng Li Cheng

10 Buchstaben – 3 Zeichen

Es ist so simpel und doch so schwer - Mein Name war mir immer zu lang, zu sperrig, zu störend. Wie soll ich mit diesem unmittelbar wichtigen Teil meines Lebens umgehen? Wie soll mich die Barista - Person ansprechen, wenn ich meinen Matcha-Hafer-Latte bekomme? Willkommen zu meinem Ted Talk - oder wohl eher Wei - Talk über meine Reise, wie ich zu mir und meiner chinesischen Identität zurücktiger.

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Li Cheng Li Cheng

über das vergessen und erinnern

Je älter ich werde, desto mehr habe ich Angst zu vergessen. Nicht den Geburtstag meiner Eltern oder Klausurtermine, sondern das Chinesischsein. Unsere Bräuche, unser Essen, unsere Geschichte, unser Miteinander.

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Li Cheng Li Cheng

Aber du hast doch die deutsche Staatsbürgerschaft

Dieser Text handelt von meiner Kritik an der vermeintlichen Verknüpfung von Staatsangehörigkeit und Identität. Das Thema Staatsbürgerschaft kann nicht ohne Privilegien gedacht werden und meine Chinesisch-Deutsche Perspektive spiegelt meine Privilegien wider. Bitte denkt daran und passt beim Lesen auf euch auf.

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Li Cheng Li Cheng

Aus Zärtlichkeit und Zorn

Mosaiksteine aus der Gleichzeitigkeit der Dinge, zwischen politischer Selbstorganisation und Zugehörigkeit. 1,5 Jahre, komprimiert auf diese Sätze, in hoher Dichte wie in einem Schnellkochtopf. Eingebettet in einen viel größeren Kampf.

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Li Cheng Li Cheng

Wenn es nicht nur mir passiert

„Ich war auf dem Weg zum Penny“, sagte meine Schwester am Telefon, „und dann hat dieser Mann „Nihao“ aus seinem stehenden Auto gerufen. Ich hatte Kopfhörer auf und mir die Kapuze über den Kopf gezogen, damit mich niemand anspricht. Nach zwei Wochen Urlaub komme ich zurück und dachte, jetzt bin ich wieder in Deutschland.“

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Li Cheng Li Cheng

Distanz

Dieser persönliche Comic von @cszhu_art entstand im Sommer 2020 zu Beginn der Pandemie. In ihm verarbeitete die Autorin das Erstarken von anti-asiatischem Rassismus und Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.

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Li Cheng Li Cheng

Wenn das Leben dir etliche kulturelle Identitätskrisen gibt, dann mach MEHR draus!

Schlägt man im Duden das Wort „Zugehörigkeit“ nach, kann eine Aneinanderreihung von Synonymen wie "Dazugehören“, „Verbundenheit“ oder auch „Mitgliedschaft“ vorgefunden werden. Ist es komisch, dass sich der Begriff "Dazugehören" für mich fremd anfühlt, ich eine "Verbundenheit" so nicht kenne und sich bei „Mitgliedschaft" Gedanken über Abonnements von Streaming-Diensten auftun?

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Li Cheng Li Cheng

Buchrezension: Wovon wir träumen

Lest es, verschenkt es, redet über dieses Buch, das so viele Themen der deutsch-chinesischen bzw. deutsch-asiatischen Lebensrealitäten aufs Papier bringt.

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Li Cheng Li Cheng

The freedom to create (english)

Drawn to the city's reputation for creativity and diversity, I moved to Berlin in early 2019 to join a tech/design company. Since then, I have worked with some of the big names in Berlin's start-up industry.

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